Erste Jagd mit Kevin

#11 Beauvechain – Pulheim
Graw DFM-09 / 18060046 / 10.02.2019 0000Z
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Nach der anfänglichen Euphorie, endlich einen anderen Sondenjäger in meiner Nähe gefunden zu haben, der dazu noch mit mir auf ziemlich einer Wellenlänge unterwegs war, wollten wir natürlich auch mal zusammen auf die Jagd gehen. Die geeignete Gelegenheit ließ auf sich warten, wenn er Zeit hatte hatte ich keine Zeit und umgekehrt, oder das Sondenwetter war nicht günstig. Am 10.02. bot sich endlich die geeignete Gelegenheit, wir hatten beide Zeit, und die Sondenvorhersage aus Beauvechain war günstig, zwischen Gummersbach und Köln. Ich nahm den Zug um 21:23 bis Rösrath, wo mich Kevin und Christian im Volvo, der für seinen nick maßgeblich ist, und schon einige hunderttausend auf der Uhr hat, abholte.

Da noch Zeit bis zum Launch war, statteten wir noch P3440172 einen Besuch ab, der Essener Mittagssonde vom 21.01., die ganz in der Nähe hoch im Baum hing. Leider tat sie das immer noch, und wir nutzten die Zeit, bis die Sonde bei uns war, zur Fachsimpelei im Auto. Als absehbar war, dass das Landegebiet vermutlich irgendwo im Raum Bergisch Gladbach sein würde, machten wir uns in diese Richtung auf. Kaum angekommen, platzte der Ballon in kaum 18000 m und würde auch auf der anderen Rheinseite bleiben; irgendwo nordwestlich von Köln landen. Über die marode Leverkusener Brücke ging es zur Sonde, die mittlerweile im Landeanflug auf Pulheim befand, und dort an der Auffahrt zu einer Bundesstraße im Feld landete. Keine zehn Minuten später waren wir dort. Wir schlugen uns durch eine mit Brombeeren bewachsene Böschung zur Landestelle, die von hohem Gras bewachsen war. Irgendwann liefen wir an die Sondenschnur. Der Rest war Routine. Kleiner Ballonrest, Fallschirme verwendet Beauvechain ja nicht.

Weil wir noch nicht Müde waren, wurde beschlossen, der Sonde von De Bilt vom 14.01., P4030485 einen Besuch in Ihrem Baum südlich von Düren abzustatten, die ON-1 bis zum Versagen der Batterie empfangen hatte, um zu sehen, ob sie inzwischen heruntergekommen war. Leider hing sie noch im Baum, und Christian konnte Sie auch nicht mit den Stöcken treffen, die er versuchte nach ihr zu werfen. Leider hatten wir zu diesem Zeitpunkt alle noch keine Stangen.

Auf den Tag vier Wochen später

#10 Meppen – Marienheide
Vaisala RS41-SGP / N2240508 / 07.01.2019 0800Z
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Die Meppener Morgensonde vom 07.01. wollte erst ganz genau zu mir, landete dann aber doch etwa in etwa 10 km Luftlinie von meinem QTH. Von der TH aus nahm ich die RB nach Marienheide, die nur stündlich fährt, während das Gespann noch in der Luft war. Die letzte Prediction, die ich im Zug hatte, deutete auf eine etwas nördlichere Landung, und der Bus in diese Richtung fuhr zur selben Zeit ab, wie die Bahn ankam. mit ein paar Minuten alter Prediction rannte ich also, um diesen Bus zu erreichen, der ebenfalls nur stündlich fährt, und schaffte dies auch. Leider stellte sich, sobald ich die letzten Daten der Sonde abrief, heraus, dass sie doch noch ein wenig südlicher gelandet war, und ich in die falsche Richtung fuhr. Halb so schlimm, der Bus in die Gegenrichtung kam in 15 Minuten. Das gab Zeit, den Plan zu schmieden. Das Landegebiet um Dürhölzen wies viele kleine Wäldchen und Wiesen auf und weil ON-1 down war, wusste ich auch nicht genau, ob der Landeort im Wald war. Hin ging es mit einem Schulbus, zurück würde ich die fünf Kilometer zum Bahnhof laufen müssen. Was man nicht alles für seine Sonde tut.

Nach einem Snack beim Bäcker ging es also los. Wie ich lernen durfte kennt dort auf dem Dorf der Busfahrer jedes Kind beim Namen, und so war ich natürlich der bunte Hund. Nachdem ich meine Mission erklärt hatte und meinen Laptop hervorholte, um zu schauen, ob die Sonde schon zu hören war, war die Meute von meiner Moxon aus Lego-Technic hochgradig fasziniert. Empfang hatte ich erst im Dorf, un die Sonde war leider im Wald gelandet. Dort angekommen fiel sofort der Fallschirm mit großem Ballonrest in einem Laubbaum über der Rückegasse in ca. 6-8 m Höhe auf. Von der Sonde war keine Spur. Die GPS-Daten wiesen auf eine angrenzende Fichtenschonung, in der auch der Faden verschwand, auch da nix. Peilen mit der Moxon und SDR funktioniert nicht, zudem war das Landegebiet eine Senke, überall Reflexionen. Meine Mangelnde Erfahrung kommt dazu. Frustriert ging es auf den Heimmarsch, im wahrsten Sinne; der Nieselregen passte zu meiner Stimmung.

Zuhause wertete ich die GPS-Daten von ca. 20 Min noch einmal aus, und stellte eine sehr hohe Varianz fest. Die gemittelten Werte lagen deutlich näher an der Rückegasse als angenommen, schwankten aber um ca. 50 m. Da die Sonde definitiv im Baum hing, deutete der schlechte GPS Empfang auf eine Lage mitten im Astwerk hin.

Heute bot sich das Wetter an und ich unternahm mit einem Freund, der mit Angeln umgehen kann, eine Nachkontrolle. Der Fallschirm war verschwunden und auch am Boden unter dem Schnee nicht zu sehen, vermutlich war er schon heruntergekommen und mitgenommen worden. Grobe optische Nachkontrolle um die interpolierte Position brachte nichts, und an der Sondenschnur, die wir erangelten hing auch nichts mehr. Bevor wir aufgaben, noch eine genaue optische Kontrolle. Und tatsächlich, nicht weit vom Weg lag die Sonde, sogar auf dem Schnee. Sie kann also erst in den letzten paar Tagen runtergekommen sein. Der Sensorarm war zu bemitleiden, aber beim Anschalten zeigte sie keinen Fehler an.

Meine erste Nachstsonde

NP1 Essen – Birnbaum
Vaisala RS41-SGP / P3530031 / 22.01.2019 0000Z
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Nachdem es von den letzten Essener Sonden keine an eine unkompliziert erreichbare Position geschafft hatte, durchbrach P3530031 diese Serie. Die Prediction lag zunächst südöstlich meines QTH, zwischen Wiehl und Waldbröl, aber dank des frühen Platzens unter 25000 m verschob sich die Landung einige Kilometer nach Norden. Trotz langsamen Abstiegs flog die Sonde nicht soweit wie vermutet und landete nordwestlich von mir im Gelpetal in einem Wald. Bis jetzt die nächste Landung an meinem QTH seit ich dabei bin mit 6.62 km Luftlinie (2017 sind zwei in Sichtweite meines Fensters gelandet, aber da wusste ich davon noch nix…)

Ein Freund, der etwas über einen Kilometer von der Landestelle entfernt wohnt, hatte mich gebeten, Bescheid zu sagen wenn ich mal im näheren Umkreis seines Hauses auf Jagd gehen sollte. Ich schrieb ihn nachts noch an und wir verabreden uns für morgens. Der erste Bus würde dort um 8:10 ankommen, ich hoffte, dass die Batterien der Sonde das trotz kalter Witterung mitmachen würden.

Vor Ort angekommen, ließ mich die Tatsache, dass der Pegel erst 400 m von der Sonde entfernt zum dekodieren ausreichte, auf eine Bodenlandung im Wald hoffen. So war es dann auch, Sonde auf dem Boden liegend, Fallschirm und großer Ballonrest ca. 20 m weiter im Baum. Leider ließ sich der Ballonrest nicht abseilen. Der große Ballonrest könnte auch bedeuten, dass der Ballon nicht komplett geplatzt ist, sondern nach und nach Helium geleckt hat. Die Sonde zeigt am leider gebrochenen Sensorarm Korrosionsspuren, was mich nach nur einer Nacht im Wald verwundert.

Ohne Peilung am Funkturm

#9 Meppen – Radevormwald
Vaisala RS41-SGP / N2130183 / 02.01.2019 1100Z
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Die ersten Meppener Sonden des neuen Jahres sollten quasi bei mit vor der Haustür herunterkommen. Der Wind war und ist im Moment ja sehr extrem, Sonden fliegen an Orte wo man kaum damit rechnen würde. Leider streuten alle drei Sonden am 02.01. ziemlich stark. Die Frühsonde platzte unter 17 km und fiel sehr schnell, landete aber genau bei der Prediction, die für einen funktionierenden Fallschirm und durchschnittliche Bursthöhe war. Die Morgensonde hatte einen hervorragenden Fallschirm und flog noch fast 150 km weiter nach Süden. Die Mittagssonde schließlich schien gut für mich zu landen, fiel dann aber doch schneller als gedacht und schaffte es nur bis Radevormwald.

Also diskutierte ich mit flynamic, der Ausnahmsweise nicht in Bonn in der Uni war, die Strategie. Es war klar, dass alle Sonden am nächsten Tag weiter westlich landen würden. Allerdings ist Köln besser erreichbar als Radevormwald. Aber falls Prediction und Sondenverhalten wieder so streuen sollten, war das reines Glücksspiel. Es wurde also beschlossen, einen Ausflug nach Radevormwald zu machen. Jason, der bisher nur eine erfolglose Sondensuche mitgemacht hatte, hatte ebenfalls Zeit und kam mit.

Wie üblich bei Autosuchen bootete ich einige Kilometer vor der Landestelle mein Macbook in Windows und öffnete die Toolchain. Allerdings hatte der RS41 Tracker ein Neujahrsgeschenk für mich “This Engineering Version of RS41 Tracker is expired”. Das hatte ich total vergessen. Also per mobilem Hotspot die neue Version heruntergeladen, entpackt und “Your PC is incompatible with this Application”. Kein einfaches Debugging, dazu hatte ich auch ehrlich gesagt keine Lust. Wir hatten das Landegebiet schon auf einen 100×500 m Streifen eingegrenzt, deswegen war peilen, wenn auch mit dem Macbook in der Hand, die einfachste Lösung. (Ich hatte das neue Baofeng und meine Dämpfungsglieder nicht mit in die TH genommen, weil ich nicht wirklich mit einer Jagd rechnete, und nur Moxon und RTLSDR eingepackt).

Wir suchten uns einen Parkplatz und machten das Equipment fertig. Bevor wir uns umschauen konnten, ob etwas zu sehen war, kam ein Anwohner. Wir erklärten unser Ansinnen und er hatte die Landestelle in etwa 350 m Entfernung am Waldrand schon bemerkt und zeigte sie uns. Fallschirm und Sonde lagen auf der Wiese am Waldrand, die Schnur hing auf dem letzten Baum. Die Bergung war einfach, der Abroller nicht ganz abgerollt. Dritte N-Sonde, zweite ABS-Sonde, erste BW-Sonde mit intakt geborgenem Fallschirm. Keine Meppenpappe mehr :cry:.

Die Sonden am 03. und 04.01. flogen durchaus an brauchbare Positionen, ich hatte aber keine Zeit morgens mit dem Zug nach Köln zu fahren und da ON-1 im Moment down ist, gibt es leider auch keine Kaltsuche am Wochenende. Aber wenigstens eine Station mehr im Lebenslauf, das erhöht die Anzahl auf fünf.

Der zweite Baum in Deutschland

#8 Uccle – Elkhausen
Vaisala RS41-SGP + Ozone / N4420564 / 17.12.2018 1200Z
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Heute Morgen war absehbar, dass das mit Uccle heute etwas werden könnte, wenn nicht für mich, dann für Kevin DO1KMT in Troisdorf. Die Sonde legte aber einen Zahn zu und sauste mit 380 km/h auf mein QTH zu. Leider etwas südlich. Der Burst knapp vor dem Flughafen Köln-Bonn passte, aber beim Abstieg funtionierte der Fallschirm recht gut und die Sonde wurde bis weit hinter Morsbach in die Nähe des Ortes mit dem schönen Namen Birken-Honigessen.

Etwas weit für uns, vor allem weil ich um 16:30 ein Tutorium geben musste (allerdings in Doppelbesetzung, sodass man hier noch Möglichkeiten hatte) und die Bremer Prediction auch noch im Wald war. Nach kurzer linearer Interpolation sah es aber eher nach Wiesenlandung aus und mein Cotutor hatte auch nichts dagegen, auf mich zu verzichten und so machten wir uns auf den Weg.

Google Maps führte uns von unten an die Landestelle heran (Berge und so) sodass ich kurz bereits 6 km Wegstrecke vor dem Ziel, etwa 3.5 km Luftstrecke von der Sonde Empfang hatte, mit einer 433 MHz Magnetfußantenne innerhalb des Autos. Nichts was sich mit dem RS41 Tracker decodieren lässt (ich muss unbedingt mal meine aktuelle Toolchain mit Zilog auf das Macbook packen), aber schon recht stark. Das ließ nichts gutes Hoffen. Der Empfang verschwand, und mit ihm kam meine Hoffnung zurück: vielleicht war es ja eine Sichtlinie bis zur Landestelle auf einem zur Straße hin liegenden Berg?

Bis 400 m vor der Prediction war kein ausreichendes Signal zum dekodieren, sodass ich erst dann die Gewissheit hatte, dass die Sonde im Wald war. (Wie sich im Nachgang herausstellte, keine 5 m von der Prediction) Allerdings zumindest in einem nicht so dichten Laubwald, irgendwo zwischen Unterholz und echtem Wald. Das Auto also auf dem naheliegenden Bauernhof geparkt wo wir von drei Hunden in Ponygröße begrüßt wurden und unsere Anwesenheit erklärten. Von dort aus über die Wiese in den Busch geschlagen hing der Fallschirm in ca. 7-8 Meter Höhe an einem Ast, die Sonde ca. 3 m darunter. Rütteln am Baum bewirkte, dass sich die Sonde zumindest um einige Dezimeter absenkte. 

Da das Astwerk, an dem der Fallschirm hing und die Sonde vom Absinken abhielt, relativ dünn war, wurde der Plan geschmiedet, mit einem der herumliegenden, dicken und langen Äste die Sonde herunterzudrücken. Leider waren die meisten bereits so morsch, dass sie beim Anheben zerbrachen. In einiger Entfernung hatte ich Glück und fand einen langen Ast, der bei einem jüngeren Sturm umgeknickt sein musste, nur noch mit einem Stück Rinde am Stamm hielt und etwa 6 m lang war. mit vereinten Kräften zur Sonde getragen und oben die Äste so abgemacht, dass eine Y-Gabel entstand, die man um die Sondenschnur herum auf die Sonde legen könnte, um diese dann herunterzuziehen. Der Plan funktionierte auch und als die Sonde unten war konnte sogar noch der Fallschirm durch Ziehen an der Schnur unbeschädigt heruntergeholt werden. Die Totex-Schirme sind massiv; die großen roten aus Plastik von BW und KNMI wären dabei bestimmt kaputt gegangen. Einziger Verlust ist der Temperatursensor, dass ist ja für Baumlander eher die Regel als die Ausnahme, besonders wenn man Gewalt anwenden muss.

Zuhause dann alles examiniert: Die Sonde war schonmal in der Luft, der Ozonsensor kommt von Droplet Measurement Technologies und hat die Seriennummer Z22756. Oben stehen zwei Daten durchgestrichen: 15.10.2018 und 13.05.15.

Die Sonde sieht so aus, als hätte sie länger im Freien gelegen. der Ring oben ist angerostet und sie hat einen interessanten Eigengeruch. Die Wasserbatterie war diesmal vorhanden, nicht so wie bei De Bilt wo ich beim Auspacken enttäuscht wurde, und diesesmal ist auch eine Heizbatterie vorhanden. Es ist ein 9V-Lithium Block Marke Conrad Energy – wusste gar nicht, dass Conrad auch in Belgien verbreitet ist.

Die Sonde selbst ist eine RS41-SGP, und (nicht zu meiner Uberraschung, DO1KMT hatte mit ja vor ein paar Wochen eine aus der gleichen Serie in Wuppertal vor der Nase weggeschnappt, dadurch haben wir uns auch erst kennengelernt) eine N-Seriennummer Sonde im EPS-Gehäuse. Da Uccle den Plastikhalter zum andübeln nimmt und nicht nur die Sonde anklebt wie De Bilt, und der Halter hinten den Datecode 5/14 hat, können wir also jetzt auch sagen, dass die EPS-Sonden keine andere Halterung brauchen.

Das OIF-Board hat die Seriennummer M3330067.

Interessant, die kleinen Unterschiede zwischen Uccle und De Bilt zu sehen, und zwei Ozonsonden in 10 Tagen sind natürlich auch klasse. Leider beides Recycling-Sonden. Ich glaube, wenn ich mal neue Sonden erwische, Tausche ich das Styropor aus, und schicke das alte zurück…

EDIT: Wie sich später herausgestellt hat, hat Happysat die gleiche Sonde 2015 schon einmal eingesammelt, nachdem sie ein paar Monate im Baum hing. Er sendete sie im September 2018 zurück und nach einem weiteren Flug im Oktober, der in einem Wohngebiet in Belgien landete, war dies der dritte Flug der Sonde. Die Fotos von Happysat sind unten.