Der zweite Baum in Deutschland

#8 Uccle – Elkhausen
Vaisala RS41-SGP + Ozone / N4420564 / 17.12.2018 1200Z
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Heute Morgen war absehbar, dass das mit Uccle heute etwas werden könnte, wenn nicht für mich, dann für Kevin DO1KMT in Troisdorf. Die Sonde legte aber einen Zahn zu und sauste mit 380 km/h auf mein QTH zu. Leider etwas südlich. Der Burst knapp vor dem Flughafen Köln-Bonn passte, aber beim Abstieg funtionierte der Fallschirm recht gut und die Sonde wurde bis weit hinter Morsbach in die Nähe des Ortes mit dem schönen Namen Birken-Honigessen.

Etwas weit für uns, vor allem weil ich um 16:30 ein Tutorium geben musste (allerdings in Doppelbesetzung, sodass man hier noch Möglichkeiten hatte) und die Bremer Prediction auch noch im Wald war. Nach kurzer linearer Interpolation sah es aber eher nach Wiesenlandung aus und mein Cotutor hatte auch nichts dagegen, auf mich zu verzichten und so machten wir uns auf den Weg.

Google Maps führte uns von unten an die Landestelle heran (Berge und so) sodass ich kurz bereits 6 km Wegstrecke vor dem Ziel, etwa 3.5 km Luftstrecke von der Sonde Empfang hatte, mit einer 433 MHz Magnetfußantenne innerhalb des Autos. Nichts was sich mit dem RS41 Tracker decodieren lässt (ich muss unbedingt mal meine aktuelle Toolchain mit Zilog auf das Macbook packen), aber schon recht stark. Das ließ nichts gutes Hoffen. Der Empfang verschwand, und mit ihm kam meine Hoffnung zurück: vielleicht war es ja eine Sichtlinie bis zur Landestelle auf einem zur Straße hin liegenden Berg?

Bis 400 m vor der Prediction war kein ausreichendes Signal zum dekodieren, sodass ich erst dann die Gewissheit hatte, dass die Sonde im Wald war. (Wie sich im Nachgang herausstellte, keine 5 m von der Prediction) Allerdings zumindest in einem nicht so dichten Laubwald, irgendwo zwischen Unterholz und echtem Wald. Das Auto also auf dem naheliegenden Bauernhof geparkt wo wir von drei Hunden in Ponygröße begrüßt wurden und unsere Anwesenheit erklärten. Von dort aus über die Wiese in den Busch geschlagen hing der Fallschirm in ca. 7-8 Meter Höhe an einem Ast, die Sonde ca. 3 m darunter. Rütteln am Baum bewirkte, dass sich die Sonde zumindest um einige Dezimeter absenkte. 

Da das Astwerk, an dem der Fallschirm hing und die Sonde vom Absinken abhielt, relativ dünn war, wurde der Plan geschmiedet, mit einem der herumliegenden, dicken und langen Äste die Sonde herunterzudrücken. Leider waren die meisten bereits so morsch, dass sie beim Anheben zerbrachen. In einiger Entfernung hatte ich Glück und fand einen langen Ast, der bei einem jüngeren Sturm umgeknickt sein musste, nur noch mit einem Stück Rinde am Stamm hielt und etwa 6 m lang war. mit vereinten Kräften zur Sonde getragen und oben die Äste so abgemacht, dass eine Y-Gabel entstand, die man um die Sondenschnur herum auf die Sonde legen könnte, um diese dann herunterzuziehen. Der Plan funktionierte auch und als die Sonde unten war konnte sogar noch der Fallschirm durch Ziehen an der Schnur unbeschädigt heruntergeholt werden. Die Totex-Schirme sind massiv; die großen roten aus Plastik von BW und KNMI wären dabei bestimmt kaputt gegangen. Einziger Verlust ist der Temperatursensor, dass ist ja für Baumlander eher die Regel als die Ausnahme, besonders wenn man Gewalt anwenden muss.

Zuhause dann alles examiniert: Die Sonde war schonmal in der Luft, der Ozonsensor kommt von Droplet Measurement Technologies und hat die Seriennummer Z22756. Oben stehen zwei Daten durchgestrichen: 15.10.2018 und 13.05.15.

Die Sonde sieht so aus, als hätte sie länger im Freien gelegen. der Ring oben ist angerostet und sie hat einen interessanten Eigengeruch. Die Wasserbatterie war diesmal vorhanden, nicht so wie bei De Bilt wo ich beim Auspacken enttäuscht wurde, und diesesmal ist auch eine Heizbatterie vorhanden. Es ist ein 9V-Lithium Block Marke Conrad Energy – wusste gar nicht, dass Conrad auch in Belgien verbreitet ist.

Die Sonde selbst ist eine RS41-SGP, und (nicht zu meiner Uberraschung, DO1KMT hatte mit ja vor ein paar Wochen eine aus der gleichen Serie in Wuppertal vor der Nase weggeschnappt, dadurch haben wir uns auch erst kennengelernt) eine N-Seriennummer Sonde im EPS-Gehäuse. Da Uccle den Plastikhalter zum andübeln nimmt und nicht nur die Sonde anklebt wie De Bilt, und der Halter hinten den Datecode 5/14 hat, können wir also jetzt auch sagen, dass die EPS-Sonden keine andere Halterung brauchen.

Das OIF-Board hat die Seriennummer M3330067.

Interessant, die kleinen Unterschiede zwischen Uccle und De Bilt zu sehen, und zwei Ozonsonden in 10 Tagen sind natürlich auch klasse. Leider beides Recycling-Sonden. Ich glaube, wenn ich mal neue Sonden erwische, Tausche ich das Styropor aus, und schicke das alte zurück…

EDIT: Wie sich später herausgestellt hat, hat Happysat die gleiche Sonde 2015 schon einmal eingesammelt, nachdem sie ein paar Monate im Baum hing. Er sendete sie im September 2018 zurück und nach einem weiteren Flug im Oktober, der in einem Wohngebiet in Belgien landete, war dies der dritte Flug der Sonde. Die Fotos von Happysat sind unten.

Sondenjagd unter Polizeischutz

#7 De Bilt – Herscheid
Vaisala RS41-SGP + Ozone / N4540309 / 06.12.2018 1200Z
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Von dem Misserfolg in Wuppertal umso mehr angespornt, wollte ich endlich eine Ozonsonde haben. Am 06.12. beobachtete ich N4540309 aus De Bilt, die zu südlich für mich fliegen und hinter Siegen landen sollte. Allerdings platzte der Ballon bereits über Hagen und die Sonde fiel wie ein Stein vom Himmel. Ich sprach kurz mit Kai, und wir beschlossen, die Sonde zu holen, die in der zwischenzeit südöstlich von Lüdenscheid im Wohngebiet gelandet war. Ich hatte am Ortseingang Empfang, und die Sonde lag in einem Vorgarten, direkt an der kirche. Wir parkten am Dorfgasthof, und machten uns zu Fuß auf den Weg. Das Dorf lag auf einem Berg, und so sahen wir erst kurz vor der Sonde das Einsatzfahrzeug der Polizei mit blaulicht vor dem Haus. Wir gingen in den Vorgarten, und ich rief bereits beim betreten: „Das ist nur ein harmloser Wetterballon“. Es standen drei Beamte, zusammen mit den Bewohnern, um die Sonde herum und schauten uns an. Zielstrebig ging ich zur Sonde, um von der Ungefährlichkeit zu Überzeugen und das Brummen zu beenden.
Offenbar hatten die Bewohner aus Angst den Notruf gewählt, und anschließend war von den fünf Anwesenden keiner auf die Idee gekommen, den Begleitbrief zu lesen. Zur Verteidigung darf man sagen, dass die Sonde mit über zehn Metern pro Sekunde in dem Garten “eingeschlagen” war.

Nach dem die obligatorischen Fragen (“Haben Sie die gestartet?” “Woher wissen Sie denn davon?” “Und wenn jemandem sowas auf den Kopf fällt?”) beantwortet waren, zogen die Polizisten von dannen, und die Bewohner wollten auch nichts mehr mit der Sonde zu tun haben und überließen sie uns.

De Bilt verwendet anstatt einer Wasserbatterie zwei 9V Lithium Blöcke in Reihe, die an alte Kabel einer Wasserbatterie angelötet sind. Der Hohlraum im Batteriefach wird mit Schaumstoff ausgefüllt. Die Startkonfiguration ist Sonde – 10 m Schnur – Fallschirm – 5 m Schnur – Fallschirm – 5 m Schnur – Ballon, die bei uns aber ein einziger Haufen war. Zum Einsatz kommt dicke Baumwollschnur, und die gleichen großen roten Fallschirme wie bei der Bundeswehr.

Ein Video zeigt den Start eines Aufstiegsgespanns, allerdings noch mit RS92.