Irgendwie wachte am frühen Samstagmorgen auf und lag halb auf meinen iPad, auf dem ich eingeschlafen sein musste. Bevor ich es weglegte, machte ich das, was jeder Millenial im Halbschlaf instinktiv macht: Ich guckte auf meine Benachrichtigungen. Der Sondealarm war losgegangen, die Nachtsonde aus Essen war in Meckenheim gelandet. Irgendwie döste ich wieder ein, und nach meinen gestrigen erfolglosen Jagden träumte ich, dass diese Sonde von einem unbekannten Sondenjäger eingesteckt wurde.
Als ich aufwachte, war ich daher verwundert, dass noch keine Fundmeldung da war, weil ich noch nicht ganz zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden konnte. Als ich mich gefangen hatte, checkte ich noch einmal die Lage und das Dorf, vor dessen Windmühle die Sonde im Gras liegen sollte, war ganz gut erreichbar. Auf dem Rückweg könnte man vielleicht noch die Essener Mittagssonde einsammeln, die zwischen Brühl und Euskirchen runterkommen sollte.
Gesagt, getan. Die heimische RB25 brachte mich nach Köln, nach einem kurzen Stopp bei McDonalds (das Frühstück hatte mangels Zeit nur aus einem Schokoriegel bestanden) ging es mit der RB26 weiter nach Bonn Bad-Godesberg. Normalerweise bin ich voll des Lobes für das Leitsystem der deutschen Bahn, was mich bei kurzen Umstiegszeiten in unbekannten Bahnhöfen selten enttäuscht hat. Hier war aber jemand auf die grandiose Idee gekommen, „BUS“ ohne jede weitere Spezifizierung, z.B. nach Linien, in Richtung beider Ausgänge der Unterführung zu schreiben. Zum Glück riet ich richtig und erwischte noch den Bus nach Villip.
Dort angekommen ging ich den Weg zur Mühle hoch, sah jedoch nichts auf der Wiese, die neben dem Weg im Landekorridor lag. Oben angekommen war eine Pferdekoppel. Im gesamten Landegebiet keine Spuren, lediglich etwas Weißes verteilt im Gras, was aber bei genauerer Betrachtung wie Vogelfedern aussah. Die Bewohner der Mühle öffneten auch nach mehrmaligem Klingeln nicht. Ich wollte einen Zettel einwerfen, musste aber feststellen, dass ich keinen Collegeblock dabeihatte. Demnächst wird mal ein fertiges Flugblatt aufgesetzt, für solche Dinge braucht man immer erst den richtigen Anstoß. Ich hatte noch Zeit, also guckte ich noch einmal von der anderen Seite der angrenzenden Häuserreihe aus, und klingelte noch ein letztes Mal an der Mühle, bevor ich nach dem Flug der Mittagssonde, die kurz vor dem Platzen stand, entschied nicht nach Euskirchen, sondern zurück nach Bonn zu fahren. Noch im Bus platzte der Ballon und eine Landung zwischen Hürth und dem Kölner Süden schien möglich. Die Rheinseite war noch unklar. Nachdem die RB26 zurück grundlos und ohne Ansage ausfiel, fuhr ich mit der RB48 linksrheinisch zurück und war in guter Gesellschaft von Kölnfans, die zum Heimspiel des FC wollten, verfrühten (no pun intended) Karnevalisten und anderen feucht-fröhlichen Gestalten.
Von Köln West ging es über den Neumarkt nach Poll mit der Straßenbahn. Die Sonde war in der Salmstraße gelandet, entweder auf der Straße selbst oder, wahrscheinlicher, in den Gärten dahinter. Als ich etwa eine Stunde nach der Landung ankam, war kein Signal mehr da. Auf der Straße selber war nichts zu sehen. Ein Bewohner der Mehrfamilienhäuser, zu denen die Gärten gehörten, lies mich herein und ein weiterer Nachbar führte mich durch die Gärten. Keine Spur einer Sondenlandung. Eine Landung hinter den Häusern auf der anderen Straßenseite erschien mir sehr unwahrscheinlich und ich musste mich beeilen, um die nächste Bahn nach Hause zu kriegen. Also ging es frustriert auf den Heimweg, die Bahn erreichte ich auch nicht, weil die Straßenbahn zurück Verspätung hatte. Hätte ich doch bloß auf meine träumerische Vorahnung gehört und wäre überhaupt nicht erst losgefahren.
EDIT: Wie sich heraustellte, hat wohl Nils aus Bonn beide Sonden nach mir gefunden, die beide mehr als doppelt soweit geflogen sind, wie in meiner Prediction. Die Mittagssonde hatte zusätzlich noch eine Frequenzdrift bis auf 411 MHz, was ich sehr verwunderlich finde.